Gemeinde Rettenbach
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März 1893. Großbrand im Pfarrdörfchen Rettenbach.
Während herrlicher Sonnenschein auf der ganzen Gegend ruht, steigen dort noch immer unheimliche graue Rauchwolken empor, aus denen der ausgebrannte Kirchturm als stummer Zeuge großen Unglücks sich hervorhebt. Ja, ein großes Unglück ist es auch für den ohnehin nicht wohlhabenden Ort. Nicht genug daß die betroffenen Ihr Hab und Gut verloren, auch das schöne Gotteshaus verschonte das gräßliche Feuer nicht. Soviel wir an Ort und Stelle erfahren, ging das Feuer im Stadel des Aumerbauern auf und zwar Dienstagmorgens nach 2 Uhr. Von hier aus verbreitete sich dasselbe mit großer Schnelligkeit auf die zunächst liegenden Objekte, erfaßte das Anwesen des Wirtes und das des Krämer. Inzwischen hatte das Feuer auch das zum Aumer-Anwesen gehörende Austragshaus ergriffen und da dasselbe unmittelbar an das Vorhaus der Kirche stieß, letzte leider Schindeldachung hatte so war das Schicksal der Kirche besiegelt. Bei dem Feuermeere glich das langgestreckte brennende Kirchendach und die mächtig emporsteigenden Feuergarben setzten nunmehr auf das Dach des Turmes und diesen selbst in Brand. Die von der Höhe fallenden Funken zündeten das Anwesen des Gütlers Stangl im nächsten Augenblicke an.
Menschliche Hilfe schien ausgeschlossen, dennoch taten die eingetroffenen Feuerwehren von Ebersroith, Haag, Arrach, Falkenstein, Brennberg, Höhenberg und Wiesenfelden im Vereine mit der Feuerwehr Rettenbach das Menschenmöglichste, die Ausdehnung des Feuers zu verhindern. Leider konnte das Feuer bei der niedrigen Lage Rettenbachs und den vorliegenden hohen Waldbergen in Wörth nicht bemerkt werden. Zudem endet um 2 Uhr bereits der Dienst des Nachtwächters. Die Feuerwehr Wörth trifft somit keine Schuld, dieselbe hätte gegebenenfalls keinen Augenblick gezögert, dem bedrängten Orte beizustehen, hatten doch nicht einmal die Bewohner, eine halbe Stunde entfernten Ortschaft Aumbach eine Ahnung von dem Unglücke gehabt und erfuhren dasselbe erst um 8 Uhr morgens. Schauerlich schön mag der Brand des Turmes gewesen sein, derselbe ist total ausgebrannt, das herrliche Geläute, das erst in den letzten Jahren angeschafft wurde, ist geschmolzen und liegt mit dem Uhrwerk als Klumpen in dem noch mit glühender Masse angehäuftem Glockenhaufe. Die Zeiger auf dem noch erhaltenen Zifferblatt der Turnuhr weisen auf ein viertel auf 4 Uhr.
Die glühende Kuppel auf dem Turmkreuze stürzte in den Friedhof hinab, wo Sie an den Grabsteinen in viele Stücke zerschellte. Das Innere der Kirche, man watet dort bis an die Knöchel im Wasser, besonders die Altäre haben weniger gelitten, dagegen tropft das Wasser durch das Tonnengewölbe und ist die Decke der Kirche so schwarz, daß man nicht zu unterscheiden vermag ob das Gewölbe mit Malerei ausgestattet war oder nicht. Die Orgel ist gänzlich ruiniert. Was die anderen Brandobjekte betrifft, so wurden dieselben total zerstört. An Mobiliar wurde nur wenig gerettet. Das Vieh wurde größtenteils in Sicherheit gebracht, doch sind dem Aumer 12 Schafe und zwei Schweine umgekommen. Die Betroffenen sind sehr gering versichert, an Mobiliar gar nicht. Wie man allgemein hört, wird Brandstiftung angenommen. Vormittags 10 Uhr war das Feuer soweit gedämpft, daß die meisten der auswärtigen Feuerwehren abrücken konnten. Die noch am Brandplatze verbliebenen Mannschaften hatten noch Nachmittags alle Hände voll zu tun, um das durch den herrschenden Wind da und dort wieder angefachte Feuer zu ersticken.
Donnerstag, 1. Juni 1893. Die Bauarbeiten zum Wiederaufbau und zur Erweiterung der hiesigen Pfarrkirche werden vorbehaltlich höherer Genehmigung im Akkord vergeben und diese wie folgt veranschlagt: Erd- und Maurerarbeiten 9441,15 Mark, Schreinerarbeiten 939,47 Mark, Schlosserarbeiten 1107,98 Mark, Schieferdeckerarbeiten 181,21 Mark, Spenglerarbeiten 1575,16 Mark, Glaserarbeiten 423,29 Mark, Anstreicherarbeiten 56,20 Mark, Blitzableitungsarbeiten 336 Mark, in Summa 14460,46 Mark. In diesen Akkordarbeiten sind die Hand- und Spanndienste inbegriffen. Die Abgebote haben in ganzen oder halben Prozenten zu erfolgen und müssen Offerten bis Montag , den 12. Juni des Jahres bei der Kirchenverwaltung Rettenbach in Einlauf kommen.
Donnerstag, 6. Juni 1896. Begünstigt von einem unerwartet herrlichem Wetter begingen heute die Freiwilligen Feuerwehren Rettenbach und Haag gemeinsam das Fest der Fahnenweihe. Böllerschüsse vom nahen Berge und Musik in den Straßen leiteten am frühen Morgen die Feier ein. An den Eingängen und in den Straßen des freundlichen Ortes waren Triumphbögen errichtet und an verschiedenen Plätzen war durch Aufschlagen von Tischen und Bänken im Freien für Unterkunft der Gäste gesorgt. Von den beiden feiernden Vereinen in festlicher Weise empfangen, trafen im Laufe des Vormittags dreizehn auswärtige Freiwillige Feuerwehren ein und wurden nach dem Vereinslokale Hierl'sches Gasthaus geleitet, vor dem eine Fahnenwacht aufgestellt war. Um 10 Uhr erfolgte der Zug in die Kirche. Hochwürdiger Herr Pfarrer Platzer nahm vor dem Hochamte nach einer warmen Ansprache an die die schöne Kirche vollständig füllenden Feuerwehrmänner die kirchliche Weihe der beiden Fahnen vor.
Nach beendigtem Gottesdienste hielt der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr Rettenbach, Herr Lehrer Keck, eine gediegene Festrede. Sodann wurden die hübschen, neugeweihten Fahnen mit Erinnerungsbändern geschmückt und zwar von der Fahnenmutter, Frau Lehrer Keck, von den Festjungfrauen und von den Patenvereinen Falkenstein für Rettenbach und von Wörth für Haag. Nachdem noch den übrigen Fahnen der erschienenen Feuerwehren Erinnerungsbänder angeheftet wurden, schloß die Ovation auf den Prinzregenten und die Königshymne, welche von der ganzen Versammlung mit Musikbegleitung gesungen wurde, die vormittägliche Feier. Nachmittags drei Uhr bewegte sich nochmals der Festzug, in welchem acht Fahnen vertreten waren, durch den Ort. Der übrige Teil des Tages war der allgemeinen Geselligkeit gewidmet.
Voranzeige: 10. Juni 1963. Feuerwehr feiert Gründungsfest.
Rettenbach: Das 90-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Rettenbach findet am 14.Juli, unter der Schirmherrschaft von Landtagsabgeordneten Leonhard Deininger statt. Die Festfolge: Samstag,13.Juli, 20 Uhr großer Zapfenstreich, Sonntag, 14.Juli, 5 Uhr Weckruf, 7.30 Uhr, Empfang des Patenvereins Freiwillige Feuerwehr Haag, 7.45 Uhr Einholen der auswärtigen Vereine, 9.15 Uhr Festgottesdienst mit Fahnenweihe, anschließend Heldenehrung, Begrüßungsansprache und Ehrung der langjährigen Mitglieder, 14.15 Uhr Festzug durch die Ortschaft, 20 Uhr Festtanz im Gasthaus Groß. 46 Vereine werden erwartet. Den Festausschuß bilden Vorstand Max Sojer, Bürgermeister Rudert Kainzbauer und Kommandant August Riederer sowie Adjutant Heinrich Blüml. Die Weihe der neuen Fahne nimmt Hochwürdiger Herr Pfarrer Brechenmacher von Rettenbach vor. Fahnenmutter ist die Landwirtsgattin Maria Sojer von Postfelden.
Rettenbach. (Am Montag, 15. Juli 1963 in der Donau-Post erschienen.)Trotz Regen glanzvolles Doppelfest der FFW Rettenbach.
Neue Fahne anläßlich des 90-jährigen Bestehens geweiht.- Feuerwehrehrenzeichen in Gold, Silber und Bronze durch den Schirmherrn, Landrat Deininger überreicht.
46 Vereine feierten mit.
Die FFW Rettenbach feierte am Sonntag Ihr 90-jähriges Gründungsfest. Zugleich weihte Pfarrer Brechenmacher eine neue stattliche Fahne. Verbunden mit einem Doppelfest war die Ehrung langjähriger verdienter Feuerwehrmitglieder durch den Schirmherrn des Festes, Mitglied des Landtags, Landrat Deininger. Die gemeldeten 46 Vereine gaben der Jubelwehr die Ehre ihres Besuches. Rettenbach prangte im schönsten Fahnen- und Blumenschmuck. Patenverein war die FFW Haag. Ein Zapfenstreich der verstärkten Musikkapelle Oberberger leitete am Samstagabend die Festlichkeiten ein.
Für den Sonntag schien der Wettergott dem Veranstalter nicht gut gesinnt, denn es regnete in Strömen als die Vereine mit Musik eingeholt wurden und der Kirchenzug sich formieren wollte. All das konnte der Freude der Rettenbacher keinen Abbruch tun. Sie gaben Ihre Hoffnung nicht auf und das mit Recht, denn nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche hatte der Regen aufgehört. Beim feierlichen Gottesdienst, der von der Festkapelle mit der Deutschen Messe von Schubert umrahmt wurde, nahm Hochwürdiger Herr Pfarrer Brechenmacher die Weihe der neuen Fahne vor.
Der Geistliche betonte in seiner Predigt daß es beim Fest nicht nur um die Fahne allein, sondern auch um die Ideale der Feuerwehr gehe. Weiter zelebrierte er die Bedeutung des Wahlspruchs der Feuerwehr; "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr," der einen tieferen Sinn hätte. Pfarrer Brechenmacher nannte den Feuerwehrdienst einen göttlichen Auftrag, das Gott zur Ehr müsse nicht nur in der Uniform, sondern auch im Beruf und in der Familie, im öffentlichen Leben die gleiche Geltung haben. Dem Nächsten zur Wehr heiße, immer und überall bereit zu sein, dem Nächsten in Not und Gefahr beizustehen, ja sogar sein Leben einzusetzen. Zur Heldenehrung am Kriegerdenkmal hatten sich alle 46 verschiedenen Vereine aufgestellt. Bürgermeister Kainzbauer und Vorstand Sojer erinnerten an die Opfer und Strapazen der Gefallenen der beiden Weltkriege. Ihren Tod nannten Sie eine Verpflichtung der Lebenden, das Andenken an Sie stets hochzuhalten. Das Trauerband der Gemeinde heftete Fräulein Maria Aumer an die neue Fahne. Auf dem Festplatz beim Schulhaus wurde der festliche, weltliche Teil abgewickelt. Kommandant Riederer begrüßte alle Vereine, den Schirmherrn sowie Kreisbrandinspektor Zelzner, seinen Stellvertreter Solleder und Kreisbrandmeister Waas. Besonders willkommen hieß der Kommandant die Feuerwehren aus den Nachbarlandkreisen Roding und Bogen.
Nach Prologen der Schülerinnen Reserl Schambeck, Rettenbach und Rita Janker, Postfelden, hefteten Fahnenmutter Sojer sowie die Festdamen Riederer, Rettenbach und Helga Lehner, Haag, Ihre schmucken Bänder an die neue Fahne. Fräulein Roswitha Stangl zierte die Fahne des Patenvereins mit einem Band. Schirmherr, Landrat Deininger zeigte sich sehr erfreut darüber, daß Rettenbach sich besonders festlich zeigte und so seine Verbundenheit mit der Jubelwehr zum Ausdruck brachte. Die Feuerwehr, so sagte Deininger, ist mehr als eine Schutzgemeinschaft, Sie ist ein Sammelpunkt aller aufrechten Männer zur Abwehr von Gefahr und Not, aber auch der Träger des kameradschaftlichen Gedankens. Sehr erfreulich nannte es der Landrat, Männer ehren zu können, die 50,40 und 25 Jahre der Wehr die Treue gehalten haben und damit Vorbild für die Jugend geworden sind. Das Ehrenabzeichen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern in Gold erhielten angeheftet: Karl Fuchs, Ludwig Hierl, Engelbert Mühlbauer, Josef Piendl und Alois Piendl. Für 40 Jahre erhielten das Ehrenabzeichen in Silber; Johann Aumer, Michael Döschl, Josef Deinfelder, Johann Falter, Ferdinand Fichtl, Andreas Griesbeck, Sebastian Harvolk, Josef Höcherl, Agidius Lugauer, Johann Mühlbauer, Max Pangerl, Lorenz Prechtner, Martin Wanninger, Wolfgang Winkler. Für 25-jährige Mitgliedschaft- Josef Aumer, Jakob Amann, Alois Falter, Josef Fuchs, Alois Janker, Georg Markl, Josef Oberberger, Jakob Oberberger, Josef Prechtner, August Riederer, Xaver Spreitzer, Alois Seidl, Xaver Stangl, Michael Schiegl, Michael Wanninger, Josef Wagenschwanz, Jakob Wanninger, Florian Winkelmann, Josef Zierer und Ludwig Zimmerer. Am Nachmittag beendete bei strahlendem Sonnenschein ein Festzug mit zwei Musikkapellen Oberberger und Schultis, Pfatter und die Verleihung der Erinnerungsbänder einen festlichen Tag, der lange in der Erinnerung der Veranstalter, der Gäste und der Bewohner des Vorwaldes fortleben wird.
Rettenbach, 28.Februar. Die Pfarrgemeinde Rettenbach veranstaltete gestern abends Ihren scheidenden hochwürdigen Herrn Pfarrer Platzer, der in den nächsten Tagen seine neue Pfarrei Falkenberg bei Eggenfelden antreten wird, eine recht würdige Abschiedsfeier. Zu diesem Behufe war der geräumige Saal der dortigen Gastwirtschaft auf das herrlichste geschmückt und dekoriert. Ein recht sinniges Transparent trug wesentlich zur Verschönerung des Saales bei. Es dauerte nicht lange. so waren sämtliche Räumlichkeiten dicht gefüllt. Außer den Vertretern der Gemeinden und einer stattliche Anzahl von Mitgliedern der Feuerwehren Arrach Haag und Rettenbach waren auch Herren Geistlicher und Lehrer anwesend aus Falkenstein, Brennberg, Arrach und Wiesenfelden. Zum Verlaufe des Abends richteten Hochwürdiger Herr Pfarrer und Hochwürdiger Benefiziat von Ebersroith recht herzliche Abschiedsworte, unter Anerkennung der in der Pfarrei Rettenbach erworbenen Verdienste an den scheidenden Hochwürdigen Herrn. Wir wollen nur hervorheben, die Verdienste die sich Herr Pfarrer Platzer um Aufbauung und Ausschmückung der am 14.März 1893 abgebrannten Kirche erworben hat. Der scheidende Hochwürdige Herr Pfarrer nahm sodann in tiefbewegten Worten Abschied von seinen ehemaligen Pfarrkindern, wobei er den Dank für das ihm entgegengebrachte Vertrauen aussprach und die Bitte anreihte, seiner auch in der Ferne zu gedenken und ihm bei einem eventuellen Wallfahrtsgange nach Altötting zu besuchen. Die Zwischenpausen wurden durch herrliche Männerchöre ausgefüllt, die mit hübschen vom Lehrertrio Streichpiesen abwechselten.
Quelle: Zeitungsarchiv des Straubinger Tagblattes, Wagner Rosa