Gemeinde Rettenbach
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Welcher Ort im Vorwald wäre wohl beim Schwedeneinfall verschont geblieben! Es ging den Waldlern wie allen anderen Angehörigen des Reiches: Sie wurden gebrandschatzt, gequält, ausgeraubt und geschunden. Und als Sie nichts mehr besaßen als Ihr Leben, nahm man Ihnen auch dieses. Es überlebten nicht viele diesen schrecklichen, dreißig Jahre lang dauernden Krieg. Zum Schluß ging es längst nicht mehr um den richtigen oder falschen Glauben, sondern jeder Soldatenhaufen versuchte, möglichst viel Beute zu machen.
Daß man das Unheil voraussehen konnte, zeigen zwei Münzfunde, die 1962 und 1863 in Ebersroith und in Aschau gemacht wurden. In Ebersroith fanden sich Silbertaler verschiedener Art aus dem süddeutschen und österreichischen Raum sorgsam verpackt in einem Tontopf und in einem Feldrain vergraben. In Aschau fanden sich mehr als drei Pfund Silberpfennige von zwei verschiedenen Typen: ein bischöflicher und ein herzoglicher Typ. Es handelt sich um Pfennige des Herzogs Otto III. und des Regensburger Bischofs Heinrich II., die in einem Holzfäßchen versteckt und unter dem Wirtschaftsgebäude vergraben waren. Wohl konnten die damaligen Bauern Ihr Erspartes in Sicherheit bringen, nicht aber sich selbst. Denn wären Sie nicht umgekommen, hätten Sie sicher Ihr Geld wieder ausgegraben, als Anfangskapital für den Wiederaufbau der abgebrannten Höfe.
Nicht nur die Bauernhäuser, auch die Kirche wurde angezündet, und sank in Schutt und Asche. Doch noch während des Krieges ging man an den Wiederaufbau. Eine Urkunde aus dem Staatsarchiv Amberg berichtet, daß die Pfarrkirche mit massiven Umfassungsmauern neu errichtet wurde. Nur etwa 180 Jahre sollte diese Kirche stehen, bis Sie einem Brand zum Opfer fiel.
Nicht nur die Soldaten dezimierten die Bevölkerung, auch Pest und Hungersnot wüteten in der Pfarrei. Aus dieser Zeit stammt das Gelöbnis, eine jährliche Bittwallfahrt nach dem Heiligen Blut (Niederachdorf) zu unternehmen, wenn dieses Strafgericht vorübergehe. Diesem Gelöbnis unserer Vorfahren ist man bis auf den heutigen Tag getreulich nachgekommen.
Ähnliche Plagen hatten die Waldler im österreichischen Erbfolgekrieg (1741—1745) zu erdulden. An fremden Besatzungen, die sich meist sehr ungezwungen aufführten, war kein Mangel. Österreicher, Ungarn, Franzosen, Preußen und Bayern kamen abwechselnd und nahmen mit, was Sie noch fanden. Dabei verlangten Sie ganz selbstverständlich, von der Bevölkerung verpflegt zu werden. Außerdem mußte Futter für die Pferde gestellt werden. Die Berichte aus jener Zeit sprechen von der schrecklichen Zeit der Panduren, Husaren, Grenadiere und Dragoner. Der letzte "Kommandant" im Kriegsjahr 1745 war in Rettenbach ein Rittmeister de Regental. Aber auch diese Pein überlebte der Ort.
Es vergingen dann fast 100 Jahre, bis die Pfarrei wieder fremde Truppen zu sehen bekam. 1866 zogen die von den Preußen geschlagenen Österreicher von Falkenstein kommend durch das Pfarrgebiet in Richtung Wörth. Der 102 Jahre alt gewordene Michael Kainzbauer, der Vater des verstorbenen Bürgermeisters, konnte sich noch an diesen Durchmarsch erinnern, den er als Bub miterlebte.